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Elvis de Sade im Interview

Die Münchner Band über Corona und ihre neue EP "Angelus Novus".

Redakteurin Johanna hat mit den vier Mitgliedern der Darkwave-Band ein Interview über deren neue EP „Angelus Novus“ geführt.

[00:00] Auf eurer EP setzt ihr verstärkt aus Samples. Wie kam es dazu?

Andreas: Das Sampling ist seit unserer Gründung integraler Bestandteil unseres Sounds. Die Inspiration dazu ist uns durch die Band Ministry gekommen, von der wir große Fans sind. Das ist eine Band der 80er und 90er Jahre die sehr exzessiv mit Sampling gearbeitet hat. Und das vor allem im Kontext von Meta und Rock. Da eine solche Verwendung von Samples in Postpunk und Dark-Wave eher unüblich ist, hat uns das neugierig gemacht, wie beides zusammen funktioniert. Postpunk mit Sampling. Das ist als kleines Experiment losgegangen, wobei unsere EP quasi die Versuchsanordnung repräsentiert. Beispielsweise bei dem Song „cheerings from the other side.“ Der Text handelt von Walter Benjamins Interpretation von Paul Klees Gemälde „Angelus Novus.“ Dazu haben wir dann eine Rede eines evangelikalen Politikers aus den USA gesampelt, in der er von Engelsversionen spricht.

[01:10] Es scheint ein bisschen so als hätte sakrales, religiöses in der Entstehung der EP für euch eine Rolle gespielt.

Leo: Eine sakrale Phase im engeren Sinne gab es jetzt nicht. Aber tatsächlich interessiert mich der religiöse Blick auf die Welt. Ich denke, der kann gerade für nicht-gläubige interessant sein. Was ich schön finde an diesem religiösen Blick, ist die Hoffnung und die Sehnsucht und auch die Melancholie die darin steckt. Nach einer von Schmerz, Angst und letztendlich auch vom Tod befreiten Welt.

[02:00] Weil du gerade Hoffnung angesprochen hast, möchte ich mal überleiten zu der aktuellen Situation und euch fragen, wie ihr denn als Band mit Corona zurecht kommt und wie ihr beispielsweise zusammenarbeiten könnt.

Cosima: Also bei uns ist es so, dass wir seit März nicht mehr proben konnten. Das geht wahrscheinlich vielen Bands so. Bei uns sind ja auch Konzerte ausgefallen. Wir wollten eigentlich im Feierwerk eine Releaseparty mit Gr Gr und der Band Mikroplastik schmeißen. Die Party ist jetzt erstmal auf unbestimmte Zeit verschoben. Ich hab darum mit Gr Gr, der auch mein Mitbewohner ist, das Italo-Disco Projekt Duo Frizzante gestartet. Das ist ganz praktisch, weil wir dafür im Schlafzimmer proben konnten. Unsere Bandfotos haben wir dann im Hof bei den Mülltonnen gemacht und unseren Release haben wir einfach im Schlafzimmer gefeiert.

Felix: Ich denke wir gehen mit der aktuellen Situation recht vernünftig um. Wir haben zum Beispiel aufs gemeinsame Proben verzichtet und versuchen uns nur maximal zu zweit draußen zu treffen. Das heißt in Bezug auf Songwriting und Proben ist es bei uns gerade recht still. Wir machen natürlich, wegen der neuen EP, viel im Hintergrund. Wir haben schon im letzten Jahr einige neue Songs und Projekte begonnen. Ich für meinen Teil habe mich Anfang des Jahres in die Welt der modularen Synthese, also der modularen Synthesizer begeben und versuche für Elvis de Sade nebenbei neue Sounds zu finden, die wir dann möglicherweise bei neuen Sachen verwenden können.

[04:00] Gibt es denn bestimmte Bands oder Künstler*innen, die ihr in der Entstehungsphase von Angelus Novus vermehrt gehört habt?

Leo: Zwei Bands, die ich eigentlich schon kannte, aber in der Entstehungsphase nochmal so richtig für mich entdeckt habe, waren einmal die Band Belgrado, mit der wir gemeinsam im Kafe Kult aufgetreten sind und dann hab ich noch sehr viel She past away gehört.

Hier gibt's das Interview zum Nachhören in voller Länge:

 

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