search

"Man kriegt mehr zurück, als man geben kann."

Erstellt von Nora Giersiepen

Axel Schweiger über seine Arbeit bei der Münchner Tafel. Wir haben mit ihm über Nächstenliebe gesprochen.

Bevor Axel bei der Münchner Tafel Personalleiter geworden ist, hat er acht Jahre bei der Essensvergabe geholfen. Die Helfer*innen sammeln morgens das Essen in den Läden ein und verteilen es später an Geringverdiener*innen. Diese gelebte Nächstenliebe bekommen Ehrenamtliche der Tafel „sehr dicke“ wieder zurück, wie Axel sagt. 

[00:20] Weihnachten wird ja traditionell auch das Fest der Liebe genannt. Wie erlebt ihr Mitarbeiter*innen der Tafel denn Weihnachten?

Axel: Zunächst immer sehr stressig, weil jede*r hier in dieser Stadt noch schnell feststellt, dass er in diesem Jahr noch zu wenig Gutes getan hat und noch schnell was tun muss. Und deshalb werden wir zu Weihnachten natürlich immer mit Aktionen überschüttet. Und dann kommen noch ganz viele Leute, die sagen "Ich muss aber unbedingt am 25. was Gutes tun" und wenn wir dann sagen "Aber am 25. können wir nichts einsammeln, weil die Läden zu sind", dann sind die ganz enttäuscht, dass es das doch gar nicht gibt, dass man die armen Leute an Weihnachten dann im Stich lässt. Das ist nicht im Stich lassen, sondern wir sind 365 Tage im Jahr minus die Feiertage für die Leute da und sorgen dafür, dass die Leute was zu Essen haben. (...)

[01:10] Mit den Empfänger*innen habt ihr dann zu der Zeit dementsprechend auch weniger Kontakt, (...) weil die Läden zu haben?

Axel: Also jetzt an den Feiertagen haben wir keinen Kontakt. Vor den Feiertagen haben wir natürlich ganz, ganz viel Kontakt und intensiven Kontakt. Wir sehen die Leute jede Woche einmal und man kennt sich mit der Zeit und kennt meistens auch die Schicksale von den Menschen. Und da findet ganz viel Kommunikation und Austausch statt. 

[07:10] Dieses Jahr suchen mehr Menschen die Tafel auf, weil sie in Kurzarbeit sind oder sogar ihre Jobs verloren haben. Wie nimmst du die Situation der Hilfesuchenden gerade wahr?

Axel: Ja, das ist bei uns noch nicht so wirklich angekommen. (...) Bis jetzt haben sich Viele mit Ersparnissen über die Runden helfen können. Aber jetzt beginnt diese Nachfrage stärker zu werden, von Leuten, denen die Ersparnisse jetzt ausgehen, die sagen "es ist plötzlich nichts mehr da". Es sind auch einige unter unseren ehrenamtlichen Helfer*innen, die jetzt in diesem Jahr dazu gekommen sind, einige, die selbst in Kurzarbeit sind und die jetzt im Bereich des Existenzminimums leben. Und die sich da sehr wacker versuchen durchzuschlagen. Da ist unheimlich viel Mut auch bei den Leuten. Das vergisst man vor dieser Corona-Kulisse. Das teilt sich immer so in diejenigen, die sich vernünftig verhalten und solche, die sagen es gibt gar keine Seuche. Aber dazwischen gibt es ganz viele Menschen, die unheimlich strampeln. Und unheimlich ideenreich dann auch versuchen mit ihrem geringeren Budget auszukommen und trotzdem noch anderen helfen. Also da gibt's ganz Vieles, wovor man hohen Respekt haben muss.

Wer sich bei der Münchner Tafel engagieren will, aber unter der Woche arbeitet und keine Zeit hat, kann auch samstags gerne bei der Essensausgabe aushelfen. Oder Geld spenden – denn davon können die Ehrenamtlichen die Autos betanken und das Essen kaufen, das benötigt wird. 

Nora hat mit Axel auch noch darüber gesprochen, wie es die Ehrenamtlichen schaffen, sich manche Einzelschicksale der Bedürftigen nicht zu sehr zu Herzen zu nehmen. Das ganze Gespräch hört ihr hier:

 

Feierwerk unterstützen

Als gemeinnütziger Verein für junge Kunst, Musik und Kultur finanzieren wir uns hauptsächlich über Zuschüsse, Spenden und Einnahmen aus Veranstaltungen. Wenn du unseren Beitrag zur Förderung der jungen Kultur in München wertvoll findest und die Möglichkeit hast, uns zu unterstützen, freuen wir uns gerade in Zeiten wie diesen über deine Spende (über Paypal / per Überweisung) an unseren Förderverein oder über deine Mitgliedschaft in unserem Förderverein.