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Wenn aus der Gewohnheit eine Sucht wird

Erstellt von Mila Westphal

Wie gefährlich sind Medien? Und wie schnell werden wir von ihnen abhängig?

Auf Instagram, TikTok & Co vergeht die Zeit wie im Flug. Und währenddessen merkt man oft gar nicht, wie lange man eigentlich schon in der jeweiligen App herumsurft. Medien sind aus unserem Alltag inzwischen einfach nicht mehr wegzudenken, sie sind völlig zur Gewohnheit geworden. Aus diesem Grund ist bei der Mediennutzung aber auch Vorsicht geboten: Denn aus der Gewohnheit kann auch eine Sucht entstehen. Patrick Durner ist Medienpädagoge und hat 2017 die Betriebliche Suchtprävention Miehle GmbH. gegründet. Redakteurin Mila hat mit ihm darüber gesprochen, was eine Mediensucht ist und was man dagegen tun kann.

[00:13] "Was ist Mediensucht?"

Patrick Durner: "Also Mediensucht gibt's in ganz verschiedenen Ausformungen. (...) Die Mediensucht im klinischen Sinne ist was Anderes als das, was wir im Alltagsverständnis darunter bezeichnen. Also wenn ich mit Menschen ins Gespräch komme, die sich damit noch nicht so intensiv beschäftigt haben, sagen die eben auch, ja wir sind ja eigentlich alle süchtig. Nee, das sind wir nicht. (...) Ich glaube schon, dass wir uns alle in einer Form der Gewohnheit befinden. Aber die Mediensucht ist dann nochmal eine Stufe drüber. Also dazu braucht's auf jeden Fall negative Folgen. (...)"

[1:30] "Wie äußert sich eine Mediensucht (...)?"

Patrick Durner: "(...) Das ist zum Einen die gedankliche Eingenommenheit. (...) Es gibt sowas wie einen Kontrollverlust. (...) Dann gibt's negative Auswirkungen, also die Arbeit leidet drunter, meine schulische Leistung leidet drunter, meine realen sozialen Kontakte leiden drunter und natürlich auch meine Hobbys. Es gibt auch sowas wie eine Entzugserscheinung. (...) Wenn ich versuche, meinen Konsum zu reduzieren oder ganz aufzuhören, dann kriege ich sowas wie Nervosität, Unruhe, Schweißausbrüche, (...) Schlafstörungen bis hin zu Depressionen. Dann auch sowas wie: Ich belüge meine Familie oder Freunde oder auch Therapeuten über das wahre Ausmaß, also nach außen hin wird das Ganze beschönigt. (...)"

[5:10] "(...) Nach welchen Medien sind die meisten Betroffenen süchtig?"

Patrick Durner: "Also grundsätzlich kann man sagen: Spielewelten sind ein großes Thema (...). Mittlerweile aber auch das Serien-Streamen und auch das Thema Social Media. (...) Teilweise auch (...) Online-Pornografie, also da spricht man dann von einer Online-Sexsucht. Ja das ist immer so die Frage (...) ist das dann eher eine Sexsucht als eine Mediensucht und das Medium ist halt einfach das Mittel? Und das ist ganz oft nicht so deutlich auch zu erkennen, was ist es denn? (...) Also auch die Kaufsucht kann ich beispielsweise online befriedigen. (...) Und deswegen ist es immer nicht so ganz einfach zu sagen, was ist jetzt die Mediensucht und was ist vielleicht eine andere Sucht, die einfach nur digital ausgelebt wird."

[8:37] "Das Ziel ist ja vor allem Prävention, also eine Sucht gar nicht erst entstehen zu lassen. Wie sieht denn ein gesunder Umgang mit Medien aus?"

Patrick Durner: "(...) Meine Empfehlung ist, ganz (...) achtsam und sensibel auf sich selber zu schauen: Was für Bedürfnisse habe ich denn? Und: Wo kann ich diese Bedürfnisse stillen? Und wenn ich das verstanden habe, dann sind die Medien vielleicht auch gar nicht mehr so interessant. Wenn ich andere und weniger negative Nutzungsformen oder Ideen gefunden habe, wie ich meine Bedürfnisse stillen kann. Also ein ganz klassisches Bedürfnis für Social Media Konsum ist zum Beispiel die Aufmerksamkeit, ist die Anerkennung (...). Und wenn ich (...) andere Möglichkeiten habe, mich selbst als wirksam zu erleben und auch Aufmerksamkeit (...) und Wertschätzung zu bekommen, dann brauch ich's digital nicht. Digitale Kompensation ist oft eben auch der Einstieg auch in problematisches Verhalten. (...)"

Das ganze Interview mit Patrick Durner könnt ihr euch hier anhören:

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