Pressemitteilung vom 21.11.2024
Es gab viel zu besprechen bei der zweiten Popkonferenz am 15. und 16. November im Münchner Feierwerk. Ein Blick auf die Herausforderungen und Chancen der Popmusikszenen macht klar:
Da geht noch was!
Mit über 800 Besucher*innen an zwei Tagen knüpft die zweite Münchner Pop-Konferenz der Feierwerk Fachstelle Pop nahtlos an den Erfolg der ersten Ausgabe 2022 an. Am Freitag, 15.11. und Samstag, 16.11. kamen zahlreiche Musikinteressierte ins Feierwerk, um über die wichtigen Themen der Branche zu sprechen. Für Pop-Profis, Musik-Neulinge sowie Politik und Verwaltung gab es jede Menge spannende Workshops, Diskussionen, Inspiration und Denkanstöße rund um das Musikbusiness sowie ein abwechslungsreiches Abendprogramm. Der abschließende Konzertabend „pushing.boundaries“ zeigte zudem, wie vielfältig Münchens Musikszene ist.
„How to förder Pop“, „Listen To AI“ und „Fight the System“ waren nur einige Titel der fast 40 Programmpunkte, zu denen die Feierwerk Fachstelle Pop im Rahmen ihrer Pop-Konferenz LISTEN TO MUNICH bei kostenfreiem Eintritt eingeladen hatte. Am 15. und 16. November trafen sich Künstler*innen, Labelvertreter*innen, Veranstalter*innen, Musikinteressierte, Politik und Verwaltung im Feierwerk, um über aktuelle Herausforderungen und Chancen der Popkultur zu diskutieren. Themen umfassten die Einflüsse von Social Media und Künstliche Intelligenz auf die Karriereentwicklung junger Künstler*innen, sowie die Frage, wie Fördermodelle im Popbereich strukturiert werden sollten, um Musiker*innen noch besser zu unterstützen. Daneben gab es spannende Einblicke in das Musikbusiness mit Workshops zu den Aufgaben von Labels und Musikverlagen sowie Panels zu Diversität, Inklusion und Awareness. Auch die Münchner Studie zu Musikspielstätten wurde erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.
Szene fordert: Gerechte Anerkennung der Popkultur
Ein Thema, das die Szene, Politik und Verwaltung seit jeher beschäftigt: Die Wertschätzung, Anerkennung und entsprechende Förderung von Popmusik. Während in einzelne Opern- und Klassikkonzerthäuser neben dem Betrieb zusätzlich gerne und zurecht Hunderte Millionen für eine Sanierung gesteckt werden, wird die gesamte Popmusikszene etwa auf Landesebene in Bayern im ganzen Jahr mit nur knapp einer Million Euro unterstützt. „Da geht noch mehr!“, eröffnet Konzertagent, Autor und Branchenkenner Berthold Seliger den ersten Impuls der Konferenz. „Es ist höchste Zeit für eine Modernisierung der Förderpraxis“, sagt er und fordert mehr Unterstützung für Subkultur/Popkultur. Das könne in Form eines gesetzlichen Kulturraumschutzes, dem Ausbau von institutionell geförderten Spielstätten und Kulturexistenzgeld als Absicherung Kulturschaffender geschehen. „Wir betteln nicht, wir fordern die gerechte Anerkennung“, so Seliger.
Er fragt außerdem, warum Großkonzerte wie das von Adele, nicht von Münchner Agenturen veranstaltet werden, sondern von internationalen Konzernen. Der Vorschlag von Münchens Kulturreferent Anton Biebl: 1 Euro pro verkauftem Ticket bei solchen Veranstaltungen sollte der Münchner Kulturszene zugutekommen. Eine solche Kultursteuer wünscht sich auch sein designierter Nachfolger Dr. Florian Roth. Damit könnte die in den letzten Jahren bereits auf den Weg gebrachte Popmusikförderung auf städtischer Ebene mit dringend benötigten zusätzlichen Mitteln unterfüttert werden. Denn der Förderbedarf in München ist – trotz der gemeinsam erreichten guten Fortschritte – nach wie vor immens, wie in den Gesprächen immer wieder deutlich wird, weshalb auch immer wieder eine Strategie sowie eine übergreifende, motivierende Vision hierzu angesprochen wird. Man ist sich einig, dass endlich etwas passieren muss. Auch Andreas Jäger vom Verband für Popkultur in Bayern (VPBy) macht die Unverhältnismäßigkeit wütend und traurig: „Ich führe die Diskussion seit über 10 Jahren.“
Gemeinsam agieren: An Machtverhältnissen rütteln
Was außerdem Sorgen bereitet sind die mangelnden und zu teuren Räumlichkeiten. „Die kleinen Clubs sterben uns unterm Hintern weg“, sagt Katja Lucker von der Initiative Musik. „Man muss unangenehm werden. Schließt euch zusammen und tut was!“, ruft sie auf. Man müsse ernsthaft über die Zukunft reden, zu niedrige Zahlen klar benennen und den Popularmusikszenen und ihren Sprachrohren genau zuhören.
Auch Theresa Bittermann aka DJ BiMän fordert: „Bildet Banden!“ und möchte damit Künstlerinnen ermutigen, sich zusammenzutun, um gegen gelernte Strukturen im Musikbusiness vorzugehen. In der Diskussionsrunde „Fight the System – Machtmissbrauch im Musikbusiness“ wurde offen über die Zustände und Herausforderungen gesprochen, mit denen vor allem Nachwuchskünstlerinnen konfrontiert sind. Etwa, dass Frauen weniger Gage bekommen, als Männer, die exakt das Gleiche tun (Gender Pay Gap). „Frauen müssen endlich als Musikerinnen gesehen werden, nicht als Sexobjekte“, so Bittermann.
Sprachrohr sein: Austausch fördern und Beteiligte zusammenbringen
Neben den hochkarätigen Vorträgen standen viele praxisnahe Workshops auf dem Programm. Teilnehmende hatten die Möglichkeit, sich in Themen wie KI, Social Media-Strategien oder nachhaltigem Veranstaltungsmanagement weiterzubilden. Zudem bot das Konferenzformat zahlreiche Gelegenheiten zum Networking – von organisierten Speed-Dating-Sessions mit Politik und Stadtverwaltung bis zu abendlichen Get-togethers im lockeren Rahmen. Auch für Musiker*innen und Künstler*innen selbst bot die Pop-Konferenz eine wichtige Plattform: Einerseits, um sich in Workshops Inspiration und Beratung zu holen, andererseits und vor allem für Interaktion und Dialog. Bei der Demo Listening Session, die am Samstagabend die Kranhalle füllte, stellten Künstler*innen ihre Songs vor und erhielten von einer Jury aus Musikexpert*innen unmittelbares Feedback. „Ich bin positiv geflasht. Die Demo Listening Session war der Hammer und ich bin sehr dankbar für das Feedback“, freut sich Singer-Songwriter Plaush. Zum Abschluss der Veranstaltung tanzten die Besucher*innen beim pushing.boundaries-Konzertabend zu Live-Musik mit CARL GARI, FALLWANDER, FRIENDS OF GAS und KIDSØ.
Die Konferenz war geprägt von einem offenen und wertschätzenden Austausch auf Augenhöhe, der auch Raum für kritische Themen bot. „Solche Zusammenkünfte verdeutlichen, wie wichtig die Kooperation und der Austausch zwischen Verwaltung, Politik und den Musikszenen ist, um Münchens Popmusik, die zugehörige Förderung und dahinter liegende Strukturen zu verbessern und gemeinsam sowie zielgerichtet weiter zu entwickeln“, sagt Julia Viechtl, Leiterin der Feierwerk Fachstelle Pop. Sie und ihr Team freuen sich über die rege Teilnahme und das Interesse an den vielfältigen Themen der Konferenz. Für jede*n war Inspirierendes dabei. „LISTEN TO MUNICH ist für mich ein Ort, an dem ich ganz viele bekannte und unbekannte Menschen treffe, mit denen ich viel teile. Viel gleiche Meinungen – aber auch Konträres, was unheimlich bereichernd ist“, fasst Musiker Daniel Fahrländer seinen Besuch bei LISTEN TO MUNICH zusammen.
LISTEN TO MUNICH: Bewegung im Diskurs
Es wird deutlich: Die Feierwerk Fachstelle Pop möchte Bewegung in den Diskurs über die lokale Popularmusik und deren Förderung bringen, einen Raum für Austausch und Netzwerken bieten sowie gemeinsam neue Visionen für die Zukunft der Popkultur in München und Bayern entwickeln. Dabei muss besonderes Augenmerk auf Chancengleichheit unabhängig von Geschlechtsidentität, Hautfarbe, Religion, ethnische Zugehörigkeit oder Fähigkeiten gelegt werden.
Alle Konferenzteilnehmer*innen waren sich weitestgehend einig über die immense Kraft und Bedeutung der Popmusik für München und weit darüber hinaus. Wie genau man die an vielerlei Stellen angesprochene, teilweise noch fehlende Wertschätzung und gesamtgesellschaftliche – und ja, auch finanzielle – Gleichstellung mit anderen Kulturformen am besten, fairsten und schnellsten realisiert, darüber muss auch nach LISTEN TO MUNICH 2024 weiter intensiv gesprochen werden. "Wir freuen uns, dass LISTEN TO MUNICH als Konferenz, Impulsgeberin und Plattform für alle Akteur*innen nun alle zwei Jahre wichtige Inspirationen und Denkanstöße für diese sich fortlaufend weiterentwickelnde Diskussion über strukturelle Verbesserungen und popkulturelle Visionen liefern kann" resümiert Jakob Döring, stellvertretender Leiter der Feierwerk Fachstelle Pop.
Veranstaltet wurde LISTEN TO MUNICH von der Feierwerk Fachstelle Pop, einer zentralen Stelle zur Förderung und Vernetzung der Münchner Popmusikszenen, die auch als Mittlerin zwischen diesen Szenen sowie Verwaltung und Politik auftritt. Die Feierwerk Fachstelle Pop wird vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München gefördert und arbeitet im Interesse der gesamten Münchner (Pop-)-Musikszenen. Für die Konzeption und Durchführung der Veranstaltung haben sich Julia Viechtl (Leitung), Alessa Patzer, Jakob Döring, Ananda Nefzger, Maximilian Mumme und Flora Moser von der Fachstelle Pop noch Christian Kiesler (target concerts) und Marion Schmid (blooom, corner.concerts) ins Team geholt.
Förderer*innen:
Initiative Musik gGmbH | Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien | Kulturreferat der Landeshauptstadt München | Jugendkulturwerk München | Kompetenzteam Kultur- und Kreativwirtschaft München | Bezirk Oberbayern | Musikfonds e.V. | Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien
Kooperationspartner*innen:
VDMK (Verband der Münchner Kulturveranstaltenden e.V.) | VPBy (Verband für Popkultur in Bayern e.V.) | MusicBYwomen* | VUT (Verband unabhängiger Musikunternehmer*innen e.V.) | Club & Kulturkommission Augsburg e.V. | Nürnberg Pop | Safe the Dance
Rückfragen an: Katrin Ried, presse(at)feierwerk(dot)de, Tel.: 089/72488-130
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Pressemitteilung "Das war LISTEN TO MUNICH 2024"
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