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Corona auf der Intensivstation

Erstellt von Idoya Abrell Carbayo

Ein Gespräch mit Karin Bültmann über den Arbeitsalltag im Krankenhaus.

Schon seit 20 Jahren ist Karin Bültmann Intensivpflegerin im Krankenhaus „Barmherzige Brüder München“ und seitdem auch Stationsleiterin. Redakteurin Idoya hat sich mit Karin online getroffen und hat mit ihr über die Auswirkungen der Pandemie auf ihren Job gesprochen.

[00:08] Würdest du sagen, dass die Zeit mit Corona in deiner Krankenhaus-Laufbahn die intensivste Zeit war?

Karin Bültmann: "Ja es war eine sehr intensive Zeit, wir hatten natürlich auch schon im Vorfeld ziemlich viel zu tun. Aber das war eine andere, eine spannende Zeit. Da ist etwas über uns hereingebrochen, was wir zuvor noch nicht hatten. (...)"

[02:20]Wie kann ich mir die Betreuung von Covid-Patient*innen vorstellen? 

Karin Bültmann: "Ja das ist genau das Problem. Die Öffentlichkeit. Viele glauben zu wissen, was wir in der Krankenpflege tun. Dem ist aber nicht so. Unser Beruf ist eine reine Profession. (...) Unser Beruf ist halt sehr technisch. Die Menschen kommen, man ist verantwortlich für ein Menschenleben. Die Intensivfachkräfte sind immer vor Ort und müssen ziemlich schnell reagieren, wenn der Patient sich verschlechtert. Und das hat uns der Covid gezeigt. Das geht innerhalb von Sekunden. Da verschlechtern sich die Blutgaswerte, man muss schnell reagieren auf Gerinnungsstörungen. Man muss ganz schnell (...) die Beatmung anpassen. Man muss sofort reagieren, wenn Alarme da sind, (...) aber es auch deuten können. So gut, wie die Intensivfachkraft ist, die den Patienten betreut, je besser gelingt es ihn über die Schicht zu bringen und je besser wird er auch wieder genesen. Und hier würde ich mir wünschen, damit viele auch wissen, was wir überhaupt tun, dass das viel mehr gezeigt wird. Ich habe immer noch das Gefühl, da ist so das Bild von der Krankenschwester, die wäscht und dem Patienten Essen bringt (...)." 

[09:42] Und was geht in dir vor, wenn Leute behaupten, das Coronavirus gebe es gar nicht? 

Karin Bültmann: "Ehrlicherweise diese Äußerungen (...) machen mich aggressiv. (...) Da kann ich persönlich ganz ganz schwer damit umgehen. Ich würde sie gerne mal hier zu uns auf die Station einladen und mal zeigen, was dieser Virus anrichten kann. Wie viel Leid er in Familien bringen kann. Von heute auf morgen bist du nicht mehr der Mensch, der du warst. (...) Du wirst nie wieder so Leistungsstark, wie du warst. Und ich kann diese Denke nicht nachvollziehen!" 

Das komplette Gespräch zwischen Redakteurin Idoya und Karin Bültmann könnt ihr hier nachhören:

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