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"Rassismus ist für'n Arsch."

Erstellt von Maureen Rhode

Im Gespräch mit dem Münchner Rapper Roger Rekless über die Initiative, die sich mit Toilettenpapier gegen Alltagsrassismus engagieren will.

Rassistische Anfeindungen begleiten David Mayonga aka Roger Rekless sein Leben lang. Deswegen setzt sich der Münchner Rapper, Produzent, Moderator und Autor auch verstärkt für eine Rassismus-freie Gesellschaft ein. Für diesen Zweck hat er kürzlich auch das Projekt "Rassismus ist für'n Arsch." ins Leben gerufen. Ziel der Initiative ist es, Toilettenpapier mit antirassistischer Botschaft zu verkaufen und mit dem eingenommenen Geld antirassistische Organisationen zu unterstützen. Wir haben mit David über die Initiative und Alltagsrassismus im Allgemeinen gesprochen.

[0:15] Kannst du kurz erklären, worum es bei dem Projekt eigentlich geht?

(...) Wir haben die Idee gehabt, dass es zu wenige (...) antirassistische Produkte gibt und wollten ein Produkt schaffen, das antirassistische Arbeit finanziert und fördert. Wir haben uns für Klopapier entschieden, weil jeder am Ende des Tages Klopapier benötigt. (...) So, und der wichtige Punkt ist, dazu haben wir eine Crowdfunding Kampagne jetzt gestartet. Auf startnext.com/toiletpaper kann man dieses Toilettenpapier vorbestellen (...) und unterstützt (...) uns quasi in unserem Vorhaben und bekommt als Dankeschön das Toilettenpapier. (...)

[2:16] Wie wird das Klopapier denn dann aussehen?

Das wissen wir selber auch noch nicht. Es soll sehr gut aussehen! Das ist zumindest unser Wunsch. Und dafür machen wir, sobald wir das erste Funding Ziel erreicht haben, (...) einen Design Contest. Und dieser Design Contest wird dann determinieren, wie das Klopapier am Ende aussehen wird. (...) Wir werden dann (...) die kreativen Adern der BIPoC-Community aufrufen, uns ihre Designvorstellungen und -ideen einzusenden. (...) Also es ist allein ein Gewinn, finde ich, für unsere Community, dass wir so eine Verbundenheit zeigen und dass wir auch unsere kreativen Leute da fördern, indem wir denen auch einen Raum geben, der nicht irgendwie ausgebeutet wird, sondern der wertgeschätzt wird (...).

[3:51] Also ist quasi auch gewünscht, dass bei dem Contest auch nur Menschen von der BIPoC-Community mitmachen?

Ja, also vor allem die sprechen wir an. Weil es geht darum, dass Leute sich dem Thema annehmen sollen, die selbst diese Erfahrungen gemacht haben. Und es geht darum, dass der Umgang mit dem Thema ganz anders und viel sensibler angegangen wird, von Menschen, die diese Erfahrungen selber gemacht haben. (...) Das hatte ich lustigerweise in einem anderen Interview auch, wo jemand gesagt hat, ja, aber da würde dann doch bestimmt als erste Idee einfach Hakenkreuze kommen (...). Das mag vielleicht so sein aus einer Mehrheitsgesellschaft, wo die Leute denken, dass Rassismus nur dann Rassismus ist oder als Rassismus identifiziert wird, wenn es die härteste, schlimmste und sichtbarste Form ist. (...) Aber aus unserer Community werden viel, viel differenziertere Formen der Sichtweise kommen. (...)

[5:13] Ein Problem sind ja Menschen, die Rassismus aktiv ausleben. Aber ein anderes, was eigentlich viel komplexer ist, sind Menschen, die sich über ihre Rassismen eigentlich gar nicht so richtig bewusst sind und dementsprechend völlig abblocken (...). Hast du eine Idee, was man da machen kann? Weil oft geht es da ja auch um Familie oder Freundeskreise.

Ja, also man muss sich bewusst sein, dass auch dieses Abblocken (...) ein Konzept [ist]. Das abblocken zu können, (...) ist ja auch ein Privileg. Denn keine Person aus einer marginalisierten Gruppe kann es sich aussuchen, sich nicht mit ihrer eigenen Diskriminierung auseinander zu setzen. (...) Und mein Tipp für die Leute, und was man machen kann diesbezüglich dieser ganzen internalisierten Geschichten, ist: legt euch gute Argumente zu und versucht die Menschen da abzuholen, wo sie sind. Nämlich dabei, dass es in erster Linie nicht nur eine individuelle Sache ist. (...) Dass man denen begreifbar macht: wir leben beide und alle in einem latent rassistischen System. (...) Dieser subtile Rassismus (...) [kann] nur bewältigt werden, wenn diese Leute sich auch damit auseinander setzen. Man kann nicht darauf beharren, zu sagen, ich bin kein Rassist, deswegen muss ich mich nicht damit befassen. Im Gegenteil.

Ich möchte kein Rassist sein, deswegen muss ich mich damit befassen.

Das ganze Interview könnt ihr euch hier anhören:

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